Dr. Gerhard Engel (Hildesheim) Die Ethik des Kapitalismus Veröffentlicht in Aufklärung & Kritik Sonderheft 10/2005 "Was bleibt vom Marxismus", S. 156-161(*) Ich beginne mit einem Gedankenexperiment. Stellen wir uns einen Menschen vor – von der Wiege bis zur Bahre –, und rechnen zusammen, was er auf seinem Wege an Gütern verbraucht.(1) Schon kurz nach der Zeugung fallen Vorsorgeuntersuchungen an; auch während und kurz nach der Geburt sind ärztliche Leistungen fällig: Auf seinem späteren Lebensweg verbraucht der Mensch der Industrieländer etwa 5 Kilotonnen Frischwasser, mehrere Tonnen Eiweiß, Fette und eine unübersehbare Menge an Kohlenhydraten, Vitaminen und sonstigen Nahrungsbestandteilen sowie alle Ressourcen, die zu ihrer Erzeugung aufgebracht werden müssen. Aber unser Mensch will nicht nur ernährt, sondern auch behaust und bekleidet sein: Mehrere Kilotonnen Baustoffe, mehrere hundert Kilogramm Baumwolle, Wolle und Kunstfasern sowie die Ressourcen zu ihrer Herstellung kommen hinzu. Außerdem will und soll er kulturelle Dienstleistungen konsumieren (etwa diese Zeitschrift lesen) sowie Auto fahren und reisen können. Auch möchte er in Frieden leben und nicht ermordet oder körperverletzt werden; das erfordert Aufwendungen für seine Sicherheit. All dies ist nur möglich, wenn es andere Menschen gibt, die ihm diese Güter und Dienstleistungen zur Verfügung stellen. Und das Wichtigste: Diese Menschen müssen ausgebildet werden (genauer: sie müssen sich freiwillig ausbilden lassen wollen), damit sie unserem Modellmenschen diese Güter und Dienstleistungen überhaupt zur Verfügung stellen können. Worin besteht nun unter dieser Perspektive das grundlegende moralische Problem menschlichen Zusammenlebens, das dieses Gedankenexperiment aufwirft? Nach meiner Auffassung ist es das folgende: Wie können wir es erreichen, dass der Mensch alles das, was er auf seinem Lebensweg beansprucht, von anderen freiwillig erhält? Dies ist m.E. das grundlegende Problem der politischen Ökonomie. Politisch ist es, weil wir durch eine politische Entscheidung die Rahmenbedingungen bereitstellen müssen, die es erlauben, miteinander friedlich zu kooperieren und die betreffenden Güter und Dienstleistungen freiwillig auszutauschen; und ein Problem der Ökonomie ist es, weil wir diese Güter und Dienstleistungen produzieren müssen. Und es hängt, wie wir im 20. Jahrhundert erfahren mussten, entscheidend von der Art der Rahmenbedingungen ab, ob diese Produktion in ausreichendem Maße gelingt und ob und in welchem Maße der freiwillige Austausch zustande kommt.(2) Der Markt ist der soziologische Ort freiwilligen Austauschs. Er ist das beste bisher bekannte Instrument, das oben formulierte Problem der politischen Ökonomie zu lösen. In Anspielung auf ein Wort Winston Churchills über die Demokratie würde ich mit Paul Krugman(3) sagen: Der Markt hat zweifellos viele Nachteile; aber jede konkurrierende Institution ist noch viel schlechter. Machen wir uns daher die 10 komparativen Vorteile des Marktes klar. Zehn komparative Vorteile des Marktes 1. Die Marktwirtschaft erlaubt die Koordinierung menschlichen Handelns mit einem Minimum an Konsensbedarf bzw. Zwang. Nur Käufer und Verkäufer müssen sich einig werden; Komitees, Gremien, der Blockwart oder auch bloß der Nachbar müssen dabei nicht gefragt werden. 2. Die Politik wird durch den Markt von der Aufgabe entlastet, Verteilungsprobleme zu lösen. Dan Usher hat dies in einem berühmt gewordenen Gedankenexperiment erläutert: "Wir stellen uns eine Gemeinschaft mit fünfzehn Leuten vor, die in einer Demokratie organisiert sind, in der alle Entscheidungen per Votum getroffen werden und in der die strenge und unbegrenzte Mehrheitsregel vorherrscht. Um zu zeigen, was passiert, wenn eine demokratische Regierung das Einkommen unter den Bürgern aufzuteilen versucht, abstrahieren wir von der Produktion und unterstellen statt dessen, daß das Volkseinkommen in Höhe von 300.000 Dollar der Gemeinschaft wie Manna vom Himmel in den Schoß fällt und daß diese keine andere Wahl zu treffen hat als über die Zuteilung der 300.000 Dollar auf ihre Bürger abzustimmen. In der Realität könnte es sich bei einer solchen Gemeinschaft um einen demokratisch regierten Staat handeln, in dem Ölkonzessionen die einzige Einkommensquelle sind. Die für uns relevante Frage lautet nun: Wie würde das Einkommen in einer solchen Gesellschaft zugeteilt werden?"(4) Ushers plausible Antwort: Die Zuteilung wäre dauerhaft instabil, weil wechselnde Koalitionen ständig wechselnde Verteilungsergebnisse erzwingen könnten. Im Extremfall könnten 8 Leute die anderen 7 enteignen, so dass die 7 einen hohen Anreiz hätten, einen achten aus der Mehrheitskoalition herauszubrechen – usw. ad bellum omnia contra omnes. 3. Die Marktwirtschaft verringert die negativen Auswirkungen tendenziell illegitimer Mehrheitsentscheidungen. Eine Mehrheitsentscheidung ist deshalb tendenziell illegitim, weil die überstimmte Minderheit mit ihren Präferenzen nicht zum Zuge kommen konnte. Daher ist eine Politik, die den Konsensbedarf minimiert, einer Politik vorzuziehen, die ihn maximiert – und der Markt ist das beste bekannte Mittel, den Konsensbedarf zwischen Menschen zu minimieren. 4. Der Markt registriert nicht nur Präferenzen, sondern auch deren Intensitäten; sie drücken sich in der Zahlungsbereitschaft aus. So bilden sich Marktpreise, die wiederum Angebot und Nachfrage regulieren und die Chancen maximieren, dass jeder mit seinen Bedürfnissen am Markt Berücksichtigung findet. 5. Tauschpartner müssen über Güter und Leistungen verfügen, die anderen attraktiv erscheinen. Nur dann sind sie ja bereit, ihre eigenen Güter und Leistungen gegen die der Marktgegenseite zu tauschen. Das zwingt die Menschen dazu, in gegenseitigem Interesse zu arbeiten, und selbst Egoisten haben einen Anreiz, den Interessen anderer zu dienen.(5) Transaktionen am Markt erfüllen also die wichtige moralische Forderung: Berücksichtige die Interessen anderer Menschen! 6. Durch wachsenden Austausch stellen sich alle besser. Denn jeder gewinnt – sonst würde der Austausch nicht zustande kommen. Wachsendes Handelsvolumen ist daher der beste Indikator für den Wohlstand einer Gesellschaft. 7. Der Markt erzeugt systematisch Innovationsanreize, denn neue Ideen führen zu besseren oder billigeren Produkten. Daher gibt es Fortschritt und Entwicklung – vom quäkenden Grammophon zur DVD-Dolby-Surround-Multimedia-Anlage und vom lärmenden Zweitakter mit Holzschalensitz von Carl Benz zum katalysatorbewehrten Achtzylinder-Einspritzmotor-Mercedes mit Ledersitzen, Klimaanlage und GPS-System. 8. Ein funktionierender Markt erfüllt auch politische Funktionen: Er schützt Minderheiten. Wer schmackhafte Brötchen backt, hat Kunden – auch wenn er eine schwarze oder "gelbe" Hautfarbe hat oder jüdischen oder moslemischen Glaubens ist. Der Austausch auf dem Markt fördert also auch die Integration von Migranten. 9. Der Weltmarkt ist das beste bisher bekannte Mittel zur Förderung des Weltfriedens. Demokratisch verfasste Marktwirtschaften haben bisher noch nie gegeneinander Kriege geführt.(6) 10. Und schließlich erfüllt der Markt in optimaler Weise das Ideal der Selbstbestimmung. Geld ist, wie Dostojewski erkannte, geprägte Freiheit – und je mehr man davon hat, desto größer sind die Handlungsfreiheiten und desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass man in einem System lebt, das auch politische Freiheiten kennt. Sieben Problembereiche des Marktes Was sind nun die Nachteile des Marktes? Es ist ja kaum anzunehmen, dass eine von Menschen erdachte Institution nur positive Eigenschaften und Wirkungen hat. 1. Zu den wesentlichen Einwänden von Marx gegen den Kapitalismus gehörte die Unmenschlichkeit der frühkapitalistischen Arbeitsbedingungen. Wir können dem nicht widersprechen, müssen aber hinzusetzen, dass der Marsch in die Städte im 19. Jahrhundert eine rationale Anpassungsreaktion der Menschen war, die auf dem Lande keine wirtschaftliche Zukunft mehr sahen. Die Alternative zur Proletarisierung war nämlich nicht das selbstbestimmte Dorfleben, sondern das Verhungern.(7) Wir dürfen ferner nicht übersehen, dass der Aufbau eines produktivitätsfördernden Kapitalstocks im 19. Jahrhundert unter äußerst ungünstigen demografischen Bedingungen stattfand: Europa litt unter einer Bevölkerungsexplosion – Ursache nicht nur verschärfter Armut, sondern auch diverser Auswanderungswellen. Man muss dennoch zugeben: Die erste Generation im Kapitalismus zahlt immer eine besonders harte Investitionszeche; und das gilt auch heute noch für jede Gesellschaft, die den ersten Schritt in die kapitalistische Moderne wagt. 2. Der zweite Einwand von Marx gegen den Kapitalismus war, dass die kapitalistische Maschinerie das Wesensmerkmal des Menschen, nämlich die Freiheit, unterdrückt. Diesen Satz müssen wir insoweit relativieren, als der Mensch in seiner Rolle als Konsument souverän ist, in seiner Rolle als Produzent dagegen nicht.(8) Auch hier sollten wir zugeben, dass der Mensch im Kapitalismus durch die launenhaften Konsumwünsche der Mitmenschen in gewissem Sinne fremdbestimmt, "entfremdet" ist und bleiben wird. Wie auch immer wir die Produktionsentscheidungen regeln: Wenn es Märkte gibt, wird es immer einen Rest von Fremdbestimmung geben, der nicht aufhebbar ist, ohne dass wir unsere Freiheiten als Konsumenten abschaffen. Insofern können wir uns durchaus an die eingangs erwähnte Unschärferelation erinnert fühlen: Je mehr wir unseren Freiheitsspielraum als Konsument vergrößern, desto mehr sind wir gezwungen, auf die Wünsche der Mitmenschen Rücksicht zu nehmen. Und umgekehrt: Wer für seine Mitmenschen nichts tut, verliert an Freiheitsspielräumen. Denn Geld ist, wie Dostojewski erkannte, geprägte Freiheit. 3. Der dritte Einwand gegen den Markt ist, dass er Externalitäten erzeuge. Zwar mag es sein, dass sich Autokäufer und Autoverkäufer nach dem Tausch besser stehen; aber dies gelte nicht für Dritte, die vom Autofahren betroffen sind – etwa durch Abgase, Verkehrsgefährdungen und Straßenbau. Solche negativen Externalitäten lassen sich grundsätzlich auf zwei Wegen ausgleichen. Zum einen kann man die Betroffenen entschädigen oder sogar die Tätigkeit verbieten, die solche Externalitäten erzeugt. Oder man kann durch staatliche Regelungen einen komplexen Tauschprozess etablieren, in dem wir uns alle gegenseitig das Recht zugestehen, einander solche negativen Externalitäten zuzufügen – weil wir nämlich anders nicht in den Genuss der positiven Externalitäten des Straßenverkehrs kämen wie etwa leichte Verfügbarkeit von Gütern und Mobilität. Unsere Straßenverkehrsordnung kann unter ökonomischer Perspektive als ein derartiger Tausch angesehen werden: Wir alle sind von den Autos der jeweils anderen negativ betroffen, gleichzeitig aber haben wir alle ein positives Interesse daran, fahren zu können; und selbst der alte Mensch, der nicht (mehr) selbst fährt, hat ein Interesse daran, dass Ärzte, Lieferanten oder Schwiegertöchter mit den Enkelkindern möglichst kostengünstig zu ihm kommen können. Daher geben wir uns durch eine kollektive Entscheidung eine Rahmenordnung, die unter bestimmten Voraussetzungen und Bedingungen allen erlaubt, zum gegenseitigen Nutzen eigene Ziele anzusteuern. Diese Bedingungen können aber natürlich nicht durch den Markt, sondern nur politisch gesetzt werden – wobei dabei beachtet werden sollte, ob die jeweiligen Regeln wohlstandsfördernde oder wohlstandsmindernde Auswirkungen haben.(9) 4. Der Markt ermöglicht Verträge zu Lasten Dritter. In diesen Fällen besteht auf Seiten des betroffenen Dritten kein Interesse daran, selbst die betreffende Aktivität ausüben zu dürfen. Auch hier gilt: Nicht der Markt, sondern nur die Politik kann solche Verträge als nichtig oder gar als kriminell einstufen – wie es etwa bei einem Vertrag zwischen Kunden und Zuhälter zu Lasten einer Minderjährigen oder Zwangsprostituierten der Fall wäre. 5. Marktprozesse fördern einen Strukturwandel: Sie lassen Industrien sterben, die jahrzehntelang ihren Mann nährten, weil Freihandel, neue Produkte und/oder effizientere Produktionsverfahren sie unrentabel gemacht haben. Dieser Strukturwandel ist für die Mehrheit der nicht betroffenen Konsumenten von Vorteil, erhalten sie doch bestimmte Waren immer billiger und in immer besserer Qualität. Doch für die betroffenen Produzenten ist der Strukturwandel natürlich von Nachteil: Sie verlieren ihren Arbeitsplatz, mindestens jedoch an Einkommen. Es ist daher eine wichtige staatliche Aufgabe, die vom Strukturwandel betroffenen Menschen wieder in den Arbeitsprozess einzugliedern oder sie auf andere Weise zu kompensieren. Die westeuropäischen Länder sind dabei unterschiedlich erfolgreich. Sie haben aber nicht im wünschenswerten Ausmaß (an)erkannt, dass der Vorteil, den die Vielen haben, nicht durch den Nachteil der Wenigen erkauft werden darf. Man kann es nicht deutlich genug sagen: Dies ist ethisch nicht zu rechtfertigen.(10) Aber nicht nur eine falsche Politik, sondern auch falsche gesellschaftliche Erwartungen können hier einen selbstschädigenden Einfluss ausüben: Neue Arbeitsplätze entstehen eben nur in neuen Industrien. Die in Deutschland vorherrschende christlich-grüne Ideologie(11) ist jedoch tendenziell innovationsfeindlich und damit tendenziell auch antikapitalistisch. Gentechnik, Nanotechnik oder inhärent sichere Atomtechnik könnten auch in Deutschland zahllose Arbeitsplätze und damit volkswirtschaftlichen Wohlstand schaffen. Tatsächlich entsteht beides in anderen Ländern.(12) Aber genau hier liegt die Aufgabe einer integrierten Wirtschafts- und Sozialpolitik: Wie schaffen wir es, dass Menschen nicht unnötig darunter leiden müssen, dass die Wechselfälle des Marktes und des Strukturwandels nicht voraussehbar sind? Denn wenn es Wechselfälle des Marktes gibt, dann können Menschen im Prinzip nie wissen, ob sie auch übermorgen noch etwas zu essen haben werden – oder, auf unsere Verhältnisse übertragen: ob sie sich ihr Auto oder ihre Wohnung (vielleicht sogar: Frau und Kinder) noch leisten können werden. 6. Der Markt schafft immer auch Verlierer. Der übergangene Heiratskandidat ist enttäuscht; die übergangene Firma hätte gerne auch an uns ihr Produkt verkauft; und manche Hochschule hätte es gerne gesehen, wenn der Studierende sich gerade für sie entschieden hätte. Aber solche Dinge gehören zum Preis der Freiheit: Wenn wir Wahlfreiheit haben wollen, dann können wir nicht verhindern, dass es Verlierer gibt. Wir können durch eine faire Wirtschafts- und Sozialpolitik nur verhindern, dass die Menschen das Gefühl bekommen müssen, die Gesellschaftsordnung kümmere sich um die Verlierer selbst dann nicht, wenn ihre Risiken existenzbedrohend werden. 7. Der Markt ist geistfeindlich. Verstand und Geschmack, so der Vorwurf, seien nur bei Wenigen anzutreffen, und deren Kaufkraft reiche nicht aus, um auch nur ein Repertoire-Theater ohne Subventionen betreiben zu können. Kein Zweifel: Wir Humanisten wünschen uns, dass die Nachfrage nach Büchern, Theater- und Konzertaufführungen sowie Vorträgen steigen möge – und nicht nur die nach Computerspielen. Doch der Markt macht allenfalls deutlich, dass es in humanistischem Sinne ein ordnungspolitisches Versagen gibt; für mangelnde Nachfrage ist niemals der Markt verantwortlich, sondern die Menschen sowie die Regeln, die sie verantworten und nach denen sie leben zu dürfen meinen. Anmerkungen: (*) Es handelt sich um den Auszug eines Textes, der in seiner Gänze unter www.gkpn.de / Übersicht / A&K Sonderheft Nr. 10/2005 im Internet publiziert ist. (1) Schiefenhövel, Wulf / Vogel, Christian / Vollmer, Gerhard: Von der Wiege bis zur Bahre. Was uns am Menschen interessiert. In: Deutsches Institut für Fernstudien (Hg.): Funkkolleg "Der Mensch - Anthropologie heute". Studienbrief 1. Tübingen: DIFF 1992, S. 1/1-1/42. (2) Götz Aly (Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. Frankfurt am Main: S. Fischer 2005) hat jüngst gezeigt, wie der Nationalsozialismus das Problem definierte – nämlich als Ressourcenbeschaffung durch militärisch organisierten (Ostgebiete) und kriminellen (Judenenteignung) Raub. Auch deshalb gehört der Nationalsozialismus zu den schlimmsten Zivilisationsbrüchen der Geschichte. (3) Krugman, Paul: Schmalspur-Ökonomie. Die 27 populärsten Irrtümer über Wirtschaft. München: Econ 2002, S. 17. (4) Usher, Dan: Die ökonomischen Voraussetzungen der Demokratie. Frankfurt am Main: Campus 1983, S. 38. (5) Dies ist die grundlegende Einsicht der neuren Wirtschaftsethik. Vgl. neuerdings Homann, Karl / Lütge, Christoph: Einführung in die Wirtschaftsethik. Münster: LIT-Verlag 2004. (6) Die Politikwissenschaft spricht hier vom "kapitalistischen Frieden". Vgl. etwa Weede, Erich: Some Simple Calculations on Democracy and War Involvement. In: Journal of Peace Research 29 (1992), No. 4, S. 377-383. (7) Vgl. dazu Pies (Anm. 35), S. 25. (8) Kurz: "Entfremdung ist die Kehrseite der modernen Freiheit und des Selbstverständnisses der modernen Subjektivität." Vgl. Ottmann, Henning: Art. "Entfremdung". In: Staatslexikon. Hrsg. von der Görresgesellschaft. Freiburg: Herder 1995, Sp. 278-283, hier: Sp. 282. (9) Es sei hier wenigstens kurz erwähnt, dass der Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Ronald Coase den Begriff der Externalität einer grundlegenden Kritik unterzogen hat. Wichtig sei nicht, dass der Staat versucht, negative Externalitäten privaten Tausches auszugleichen, weil das ja ebenfalls wieder Externalitäten erzeuge, sondern dass die Eigentumsrechte der beteiligten Akteure in wohlstandsfördernder Weise ausgestaltet werden. Vgl. Coase, Ronald: The Problem of Social Cost. In: Journal of Law and Economics 3 (1960), S. 1-44. (10) Vgl. dazu die kritischen Bemerkungen in Mankiw, N. Gregory: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Schaeffer Poeschel 2001, 2. Auflage, S. 203: "In der Praxis kommt es kaum jemals dazu, dass die Verlierer des Außenhandels entschädigt werden." Dänemark scheint mir hier die fortschrittlichste Regelung in Europa zu haben: Nach Arbeitsplatzverlust durch Strukturwandel erhält man 1 Jahr lang etwa 90% des Einkommens und eine effektive Einstiegshilfe in den ersten Arbeitsmarkt. (11) Vgl. dazu Engel, Gerhard: Grüner Antikapitalismus. Zur Ideologiekritik der Umweltbewegung. In: Georg Batz (Hrsg.): Aufklärung und Kritik, Sonderheft 8 (2004), Schwerpunkt "Ernst Topitsch", S. 136-158. (12) Der in Deutschland entwickelte Kugelhaufen-Reaktor wird nun in China zur Marktreife gebracht. Zur Forschungspolitik Singapurs vgl. Traufetter, Gerald: Schatzinsel für Eliteforscher. In: DER SPIEGEL 13 (2005), 26.3., S. 148-150.
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